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Full text of "Die Kirchhöfe Föhrs"

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- OTTO - BREMER- 


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Verfasser von „Föhr früher und jetzt“ 
l „Führerim Nordseebad Wyk a. Föhr“ 
Chronik der Familie Flor^ ete:> 


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Da liegst du still in deinem Frieden, 
du Land, wo jedem Lebensgast 
der Herr der Liebe hat beschieden 
die letzte süsse Wanderrast; 
wo aus dem Grab die Blumen gpriessen, 
die frommer Treue Hand gepflegt, 
wo sanft der Liebe Thriinen fliessen, 
die ein Gebet zum Himmel trägt. 


BREMER 


J. Sturm. 


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Die JCircMöfe %Föhrs . 

Die Kirchhöfe Föhrs sind schmucklos. Man findet dort 
wenig Blumen und Trauerweiden, auch nicht schöne Steige 
und einladende Ruheplätze; aber dessenungeachtet giebt es 
in unserer Provinz wohl wenig Kirchhöfe, die so viel von 
Fremden besucht werden, wie grade diese. Man kann auf 
den Kirchhöfen Föhrs einen Einblick thun in das Leben 
und Treiben, in das Sinnen und Denken der einstigen Be- 
wohner der Insel. Sie sind die Zeugen der Denk- und 
Sinnesart der alten Föhrer und predigen recht vernehmlich 
die Geschichte der Insel. 

Die Inschriften der Denkmäler sind fast ohne 
Ausnahme in der hochdeutschen Sprache geschrieben, nur 
wenige plattdeutsche sind noch vorhanden. In dem 
Steige, der von der St. Nikolaikirche nach dem sog. neuen 
Kirchhof führt, liegt das Denkmal des Landvogts Boy 
Michels mit folgender Inschrift : »Anno 1012 den 27. Feberwari 
entschlief in Godt dem Herren de ehr und wohlgeachter Boie 
Michelsen, F. G.*) Hardesvagedt gewesen 35 Jar, sines 
Ohlers«. Die weitere Inschrift ist leider unverzeihlieher- 

*) d. h. Fürstlich Gottorfscher. 




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weise entfernt worden. Südlich von der St. .Johanniskirohe, 
von Gebüsch beschattet, steht ein Denkmal mit folgender 
Inschrift: »1671 in de Nacht des 1. Oktobers is de wol- 

achtbare Oluf Michelsen in dem Herren entschlapen, sines 
Ohlers 34 Jahr«. Auf dein Kirchhofe zu St. Nikolai findet 
man merkwürdigerweise mehrere Denkmäler mit Inschriften 
in beiden Sprachen. Der obere Teil dieser Denkmäler ist 
durch eine senkrechte Linie in zwei Hälften geteilt, auf der 
einen ist die Inschrift plattdeutsch, auf der andern aber 
hochdeutsch. Eins dieser Denkmäler trägt folgende Inschrift: 
Anno 1674 den 20. Augusti Anno 1669 den 7. 

is der ehrgrosachtbare und January is hier bograwen de 
wolvornelnner Mann Pauwel wohlehr- und dogetsame Fmw 
F eddersen, bordig in Ockholm, Nomen Panels 

selig in dem Herrn ent- selig in Godt dem Herrn ent- 
schlafen und liegt alliier be- slapen, ehrcs Ohlers in 
graben, seines Alters 59 Jahr. 60. Jahr. 

Des Seele Godt gnädig sei. Derer Seele Godt gnedig si. 

Sin truwe left ereil Gedeeht hott Panel Fedders dessen Steil leeht. 
Alle mines Hertens Lüsten sind Li ehr tho rüsten, 
awer wat Godt beschert, blift ungewert, 
ick mot ein holden Stil, ladt ordeln (‘in, de da wil. 
Darnach scheint es, als wenn man um 1670 angefangen 
ist, sich der hochdeutschen Sprache zu bedienen. 

Man findet auch einige Denkmäler mit lateinischen 
Inschriften, so z. B. auf dem Kirchhof zu St. Nikolai, nörd- 
lich von der Kirche. Da steht ein hohes Denkmal mit den 
wenigen Worten: »Dormitorium Ipscnianmn 1716«. Es 

bezeichnet die Ruhestätte der Familie des Pastors Ipsen von 
Oland. Die lateinische Inschrift des Denkmals, das dem 
sog. »glücklichen Matthies« auf dem St. Laureutii Kirchhof 
gesetzt worden ist, siehe Seite 28. 


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Die Denkmäler der alten Führer sind meistens aus 
Sandstein und fast ohne Ausnahme bis an den Rand mit 
Schrift überfüllt. Sie enthalten eine vollständige Biographie 
des Verstorbenen. Es steht auf denselben, wann und wo 
er geboren, wann und mit wem er sich verehelicht hat, wie 
viele Kinder ihm geboren sind, wie viele von ihnen leben, 
wie viele Jahre er zur See gefahren und endlich, wann er 
gestorben und wie alt er geworden ist, Jahre, Monate und 
Tage. Als Beispiel gebe ich die Inschrift eines Denkmals 
von dein Kirchhof zu St. Laurentii : 

»Neben diesem Stein ruhen die irdischen Überreste 
der Eheleute Brodcr Rieverts und Tadt Rieverts 
aus Ohls um. Broiler Rieverts ist geboren in Oldsum 
am 3. Oet. 1773. Er verehelichte sich am 3. Aug. 
1 7 96 mit Keike Jacobs aus Dunziun, aus welcher 
Ehe 5 Söhne und 2 Töchter stammen. Nach dem 
am G. Februar 1812 erfolgten Tode dieser ersten 
Gattin schloss er am 1. Dee. 1812 ein 2. Ehcbündniss 
mit Ingke Faltings aus Klintum, welches mit 3 Söhnen 
und 2 Töchtern gesegnet wurde. Auch diese Ver- 
bindung löste der Tod am 20. Juni 1819, und er 
schritt am 20. Aug. 1820 zur 3ten Ehe mit Tadt Erken 
aus Oldsum, welche die Gefährtin seiner übrigen 
Lebenstage wurde. Von seinen 12 Kindern über- 
lebten ihn 1 Sohn und 2 Töchter aus der ersten und 
1 Tochter aus der 2tcn Ehe. Er sah 29 Kindes- 
kinder und 10 Urenkel, von denen bei seinem Tode 
23 Kindeskinder und 4 Urenkel am Leben waren. 
Er hat 25 Jahre dem Berufe des Seemanns gelebt 
und ist 13 Jahre Schiffsführer gewesen. In späteren 
Jahren ist er für das Wohl seiner Mitbürger uner- 


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müdet thätig gewesen als Schulpatron, Repräsentant 
und Deiehrichter und seine Verdienste wurden von 
seinem Könige durch das Ehrenzeichen des Danebrogs 
belohnt. Sein langes thätiges Leben beschloss er am 
29. Jan. 1854 im Alter von 80 Jahren 3 M. 26 T. 

Seine letzte langjährige Gefährtinn Tadt geb. Erken, 
geb. in Oldsum am 5. Juli 1779, lebte nach seinem 
Heimgange im Wittwenstande, bis der Tod sie zur 
Wiedervereinigung mit ihm abrief am 2Ü. Juli 1857 
im Alter von 78 Jahren und 15 Tagen«. 

Soweit die Biographie, dann folgt noch ein Spruch von 
12 langen Zeilen. Denkmäler mit solchen oder ähnlichen 
Inschriften sieht man auf allen drei Kirchhöfen der Insel. 
Weiter hinten findet man die Inschriften der interessantesten 
Denkmäler. 

Ebenso interessant wie die Inschriften sind die in den 
Stein hineingehauenen Figuren, welche meistens den vierten 
bis dritten Teil des Denkmals in Anspruch nehmen. Komman- 
deure und Kapitäne Hessen gern ein grosses Schiff in das 
Denkmal hineinhauen, zuweilen eins mit vollen Segeln, doch 
auch oftmals ein abgetakeltes, als ein Hinweis auf den Toten, 
der jetzt einem solchen Schiffe gleiche. Auf manchen Denk- 
mälern sieht man eine weibliche Person mit einer Wage in 
der einen und einem Schwert in der andern Hand. Dieses 
Sinnbild der Gerechtigkeit finden wir bei Ratleuten und 
Gerichtsbeamten, also bei solchen, die das Recht zu sprechen 
hatten. Auf dem Denkmal eines Reifer« findet man die 
Reiferbahn mit dem Reifer, auf demjenigen eines Müllers die 
Mühle, eines Gerbers einen Ochsenkopf u. s. w. Zu den 
interessantesten Abbildungen gehören diejenigen, die den 
Abschied eines lieben Angehörigen von seiner Familie dar- 


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stellen. Solche findet man besonders auf dem Kirchhof zu 
St. Nikolai, wohl 8 — 10 an der Zahl. Meistens sind sie 
zum Andenken an die Frau und Mutter gesetzt. Der Mann 
steht inmitten seiner Kinder, ihm zur Rechten stehen die 
Knaben, zur Linken die Mädchen. Alle blicken der Ent- 
schlafenen nach, die auf einem Tritt erhöht steht und dem 
Manne die Hand zum Abschied reicht, oder die schon von 
den Ihrigen durch eine Wolke getrennt ist*). Auch aus der 
biblischen Geschichte findet man auf manchen Denkmälern 
Abbildungen, so auf dem Kirchhof zu St. Nikolai das Welt- 
gericht, den Kampf in Gethsemane und den gekreuzigten 
Heiland mit Maria und Johannes. 

Über die Herstellung der alten Denkmäler teile 
ich folgendes mit. Viele der alten Führer liessen sich 
schon bei ihren Lebzeiten ein Denkmal unfertigen. Sie 
kauften in Amsterdam oder in einer andern Stadt, von 
welcher sie ihre Fahrt antraten, einen Sandstein, nahmen 
diesen mit nach Grönland und liessen ihn von einem Seemann, 
der des Steinhauens kundig war, zu einem Denkmal umarbeiten. 
Manchmal wurde nur der Kopf des Denkmals fertig gemacht, 
doch auch oftmals die ganze Inschrift, nur für die Zahlen, 
die das Todesjahr und das Alter angeben sollten, wurden 
kleine Lücken gelassen, die später ausgefüllt werden sollten. 
So ähnlich macht man es noch jetzt. Wenn der Mann 

*) Der Reisende J. G. Kolli schreibt über diese Denkmäler in 
seinen »Marschen und Inseln der Ilerzogthiimer Schleswig und Holstein« 
folgende Worte : »Sehr häufig fand ich auf den hiesigen Grabsteinen 
alle Mitglieder einer Familie so abgebildet, dass Vater und Mutter 
oben an, alle Töchter auf der Seite der Mutter und alle Söhne auf 
der Seite des Vaters befindlich waren, alle einander sich fest die 
Hände reichend und alle eine lange Kette bildend, die ein Bild des 
festen Zusammcnhaltens der Familie bei ihnen zu sein scheint.« Dass 
diese Abbildung ein Bild des Abschieds sein soll, ist ihm entgangen. 




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stirbt, dann lässt die hinterlassene Gattin ein Denkmal an- 
fertigen, nicht nur für den Verstorbenen, sondern auch gleich 
für sich selbst und schreibt: »Hier ruhen die Eheleute«. 
Sie aber ist noch wohlauf, ja manchmal noch so wold, dass 
sie noch zu einer zweiten oder gar zu einer dritten Ehe 
schreitet. Dessenungeachtet schreibt sie: »Hier ruhen die 

Eheleute« ; für ihr Todesjahr und ihr Alter lässt sie aber 
kleine Lücken, die später ausgefüllt werden sollen. Bei 
manchen alten Steinen, sogar bei solchen aus dem vorigen 
Jahrhundert, ist dies leider nicht geschehen, so dass man 
glauben könnte, diese Leute lebten noch. Vor einigen 
Jahren fand ich auf dem Kirchhof zu Nikolai ein neues 
Denkmal ebenfalls mit der Inschrift »Hier ruhen die Ehe- 
leute«; aber beide lebten damals noch frisch und munter 
in dem Dorfe Boldixum. Diese Worte wurden allerdings 
schnell für sie zur Wahrheit; innerhalb Jahresfrist wurden 
sie eine Beute des Todes. 

Zu Anfang dieses Jahrhunderts lebte in meinem Ge- 
burtsorte Wrixum ein Schiffskapitän, welcher in vielen 
Jahren glücklich zur Sec gefahren und wohlhabend geworden 
war. Auf einer seiner letzten Reisen liess er sich sein 
Denkmal machen und in dasselbe den Spruch einhauen: 

»Ums Brot giebt’s viele Müh’, 
das liab’ ich stets erfahren; 
doch spannt Gott frühe ab 
und schont die alten Jahren«. 

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So meinte er damals; aber die Zeiten kamen anders 
für ihn. Er verlor sein Vermögen und geriet in grosse 
Armut, seine Frau musste mit dem Brotkorb gehen, und als 
sie starb, wäre er fast ins Armenhaus gekommen, wenn 
nicht einige seiner Freunde sich seiner erbarmt hätten. Er 
starb im Jahre 1829 in einem Alter von 80 Jahren, und 


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seine Verwandten setzten ihm das Denkmal mit der ge- 
nannten Insehrift, welche für ihn aber nicht zur Wahrheit ge- 
worden war*). So ähnlich erging es auch dem Kommandeur 
Tücke Olafs. 33 Jahre hatte er als Kommandeur, d. h. 
als grönländischer Schiffsführer, gefahren; 32 mal war er 
glücklich in den Hafen von Amsterdam gelangt und von 
da auch zu den Seinigen, welche hier auf Föhr in dem 
Dorfe Wrixuin wohnten. Daher diktierte er auf einer seiner 
letzten Reisen dein Steinhauer die Worte: »Alle Noth ist 

dann besiegt, wenn das Schiff im Hafen liegt«. Diese wurden 
aber das letzte mal für ihn nicht zur Wahrheit. Nach voll- 
brachter grönländischer Reise starb er in Amsterdam, vielleicht 
gar im Hafen auf seinem Schiff; sein Leichnam wurde nach 
Föhr gebracht und hier beerdigt. Sein Denkmal mit der 
obigen Inschrift steht südlich vom Turm der St. Nikolai- 
kirche. Siehe Sein- 18. 

*) Dies Denkmal ist leider vor einigen Jahren vom Kirchhof 
entfernt worden. Den Spruch findet man auch auf dein Denkmal 
des Müllers Hans Christiansen, östlich vom Nordereingange zum 
St. Nikolaikirchhof, nahe am Wall, wie mich auf demjenigen des 
Müllers Peter Marxen, in der Nordosteeke des Kirchhofs zu 
St. Johannis. 




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Srabsprüche . 


Fant noch mehr als durch die Biographie wird unser 
Interesse durch die vielen eigenartigen Grabsprüche in 
Anpruch genommen. Zunächst sind es diejenigen Sprüche, 
die an die Seefahrten der alten Führer erinnern. 
»Grönlands eisiges Meer war ihnen, was Spanien Peru. 
Indien wurde gesucht und alle Meere der Salzflut wurden 
von ihnen durchsegelt«. Ich nenne liier die wichtigsten: 

Auf See hall’ ich gefahren 
nach Grönland viele Jahren, 
hab’ dabei auch empfunden 
manch mühevolle Stunden. 

Nun ruht mein Leib hier stille, 
so lang nach Gottes Wille 
der jüngste Tag anbricht. 

Die Seele ist im Himmel 
frei von der Welt Getümmel 
und schauet Gottes Angesicht, 

(St. Nikolai, 1715.) 

Ich schiffte auf dem Meer 
nach Grönland hin und her. 

Die Fahrt ist abgethan, 

Nun bin in Canaan, 

Wo Wellen, Fis und Wind 
Nicht mehr zu fürchten sind. 

(St. Nikolai, 1771.) 


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Der Seemann waget viel, 
das liebe theure Leben 
dem ungestümen Meer 
auf Brettern hinzugeben. 

(St. Johannis, 17ü9.) 


Auf diesem Meer der Welt 
ist Müh’ und Unbestand, 
Vollkommenheit und Ruh 
bringt jenes Vaterland. 

(St. Nikolai.) 


Die letzte Reise ging gen Himmel 
aus diesem schnöden Weltgetümmel. 

(St. Nikolai, 1771.) 


Das ungestüme Meer der Welt 
gibt angstvolle Stunden, 
mein Glaubensanker ewig hält, 
wenn es senkt in Jesu Wunden. 

(St. Lnurentii, 1822.) 

Tobet Wetter, Wind und Wellen, 
euer keiner wird mich fällen. 

Jesus nimt durch seine Wacht 
auch im Grab mich wohl in acht. 

(St. Nikolai, 1793.) 


\\ r er Gott vertraut, der schifft getrost 
in Glück- und Unglückfällen, 
den droht der Sturm, und Jesus spricht, 
so legen sich die Wellen. 

(St. Johannis, 1775.) 

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B<‘i allen Fahrten der alten Führer nach Grönland, 
nach Ost- und Westindien sehnten sie sieh immer nach dem 
sichern Hafen, der ihnen Schutz und Ruhe gewähren sollte. 
Sie verglichen daher ihre irdische Wallfahrt mit einer 
Meeresfahrt und stellten sich das Jenseits gerne unter 
dem Bi lile eines Hafens vor. Wir sehen dies an folgenden 
Grabsprüchen : 

Den Hafen, den ich mir 
zum Ankerplatz erlesen, 
find ich, Welt, nicht bey dir, 
nein, dort im seligen Wesen. 

(St. Nikolai, 1750.) 

Was achtet man der Fluht, 
wenn man im Ha feil ruht. 

(St. Nikolai, 1721.) 

Im seligen Hafen des Himmels 
liegt nun gesichert sein Schiff, 
kein Sturm bedroht es mehr, 
kein Sturzsee, kein brausendes Riff. 

(St. Johannis, 1833.) 

Die Reis’ ist abgelegt, 
der Hafen ist gefunden, 
all Noth, Gefahr und Angst 
ist dadurch ganz verschwunden. 

(St. Nikolai, 1751.) 

Die rechte Hand Gottes, die alles regieret, 
hat uns zum rechten Hafen geführet. 

(St. Laurentii, 1811.) 


Die Hoffnung ist erfüllt, 
wenn man im Hafen liegt, 

Die Ruhe angenehm, 

wenn Sturm und Noth besiegt. 

(St. Nikolai, 1831.) 


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Die Schiffahrt, dieser Welt 
bringt Angst, Gefahr und Noth, 
des Himmels Hafen Ruh 
durch einen sel’gen Tod. 

(St. Nikolai, 17Ö7.) 

Schifft also auf dem Meer der Welt, 
dass nicht des Himmels Hafen fehlt. 

(St. Nikolai, 1749.) 

Manche Denkmäler enthalten Sprüche, die bezug nehmen 
auf das Leben der Verstorbenen, insbesondere die 
Tugenden derselben hervorheben, z. B. : 

Geld und Guth suchte ich nicht, 

aber eine tugendhafte und fromme Frau, 

die mich liebete — und — die erhielt ich auch. 

Nie kann dein Andenken bey mir erlöschen. 

Jenseits des Grabes sehen wir uns wieder. 

(St. Laurcntii, 1819.) 


Ein stilles thätiges Leben, 
geweiht dem Wohl seiner Heimath, 
ein heiterer Abend des Lebens, 
erhellt durch die Liebe der Seinen, 
ein sanfter Hingang zu dem, 
des die Seele, die unsterbliche, hoffte, 
sanft ruht, der also gewandelt, 
in seiner friedlichen Kammer. 

(St. Nikolai, 1803.) 


Friedlich und sicher hier ruhet der Körper 

des rechtlichen Rathmannes. Tliätig im Leben der Kraft, 

glücklich im Alter als Greis. 

(St. Nikolai, 1838.) 


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Ein langer schöner Lebenstag war dir beschieden, 
du nütztest ihn zu mancher segensvollen That, 
so ruhe unterm Grabeshügel denn in Frieden 
als einer, der sein Tagwerk treu vollendet hat. 

Die Wahrheit zu erkennen, war dein eifrig Streben, 
doch birgt sie Erdenpilgern oft ihr Angesicht. 

Nun wandelst du in einem hohem Loben 
und schauest sie in ihrem vollen Licht. 

Du musstest manchen Todesfall beweinen, 
eh selber du ins Jenseits gingest ein. 

Doch da empfingen jubelnd dich die Deinen. 

Wir folgen dir, kein Schmerz wird dann mehr sein. 

(St. Laurentn, 1854.) 

Heiter war der Morgen, 

lieblich der Mittag 

und freundlich der Abend. 

(St. Nikolai, 1828.) 


Folgende Sprüche enthalten eine Anrede an die 
Vorübergehenden: 

O Schiffer auf des Erdenlebens Wellen, 

ermiss der Pflichten Höhe mit der Christenlieb Octant, 

und schau, wie hoch auch Leidensfluthon schwellen, 

stets mit des Glaubens Fernrohr nach der Christen Hoffnung 

Land : 

So wirst du sicher nach dem rechten Hafen steuern 

und sammeln wird dich Gott als Garb’ in seine Scheuern. 

(St. Laurentn, 1851.) 

Ach Brüder volget mihr. 

(St. Johannis, 1755.) 

Fahre freundlich von dannen, 
auch der ist freundlich, der dich ruft. 

(St. Laurentii, 1824.) 


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Sterblicher Wanderer, 

mess in Gedanken oft des Himmels Herrlichkeit, 
Dann sichest du, wie kurtz das Leiden dieser Zeit 

(St. Nikolai, 1771.) 


Pilger der Erde, was Ihr seid, das bin ich gewesen. 

Im Grabe ist Ruh’, im Grabe ist sicherer Friede; 

Doch eine andere Ruh’ ist vorhanden, ein schönerer Friede, 
Eine Ruhe des Lebens, ein Friede der seligen Geister. 

O himmlische Hoffnung! nicht Hoffnung allein, wir sahen dich 
im Lichte des Heilands als Wanderer im Staube schon hier! 
Die Hülle zerbricht, der Schleyer fällt nieder, der Glaube 

wird Schauen. 

Ihr Lieben Alle, gen Hinmiel der Blick, Ihr dürft dieser 

Hoffnung trauen. 

(.St, Laurentii, 1843.) 


Mensch, bedenck die letzten Dinge, 

Was T öd und Auferstehung bringe. 
Fürchte Gott und dass Gericht, 

Himmel, Höll’ vergiss ja nicht. 

(8t. Nikolai, 17ö0.) 


Schliesslich will ich noch einige Sprüche mitteilen, welche 
auf das Alter der Verstorbenen bin weisen : 

Den Nahmen such 
in Gottes Buch.*) 

(8t. Nikolai, 1710.) 


So wie ein harter Sturm den Blumen Stengel knickt, 
so bat von Fünfen mich ein Sturm ins Grab gerückt. 

(8t. Johannis, 1754.) 


*) Das Kind starb wahrscheinlich ungetanft, also ohne Namen. 


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Nicht immer erst «len Greis, oft auch 
«len Wandrer auf des Weges Mitte, ruft 
der Tod aus diesem Leben ab. 

Drum, Mensch, sei stets bereit 

zur Rechenschaft von Red’ und That, 

die <lu vor Gottes Thron dann geben sollst, 

(St. Laurentii, 1840.) 

Gleich einem Wanderer, «1er am Abend müde 
Nach lieisser Tageslast sanft in den Schlaf hinsinkt, 
Entschläft der Christ und ruhet sanft in Friede, 

Wenn nach dem Lebenstag ihm nun sein Abend winkt. 
Hilf uns, o Gott, auch wohl den Lebensweg vollenden, 
Und ruhig schlafen ein, wenn wir die Wallfahrt enden. 

(St. Laurentii, 1834.) 




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O selig, wer im Herrn Frieden fand! 

O selig, wer die ewige; Friedensstadt 
nach den Stürmen des Lebens erreicht ! 


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18 


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(Ein abgetakeltes Schiff liegt 
im Hafen von Amsterdam.) 


Die Schiffahrt dieser Welt bringt Angst, (iefahr und Noht, 
des Himmels Hafen Kuh durch einen Seligen Tod. 

Hieneben liegen die Gebeine 
des Coinmand r : Tücke Olufs aus Wrixuni, 
der 1095 den 10. Aug. daselbst gebohren. Ao. 1723 
d. 17. Nov. 

mit Gerlich Namens aus Oevenum in den 
Ehestand getreten und mit ihr 7 Söhne und 2 Töchter 
gezeuget. Nachdem Er 50 Jahre zur See gefahren und 
darinnen 33 mahl als Commandeur nach Grönland 
gewesen hat Er den 20. Aug. 1757 in Amsterdam 
diese Welt verlassen. 

Wie auch dessen Ehefrauen Gerlich Tüekes, 
die Ao. 1701 den 9. Aug. in Oevenum gebohren, in 
obgedachter gesegneten Ehe gelebet 34 Jahr weni- 
ger 1 1 Wochen und 0 Tage und dieses Zeitliche geseg- 
net hat Ao. 1707 den 11. Juni, da Sie Ihr Alter 

gebracht 

hatte auf 05 Jahr 10 Monath. 

D. S. B. G. S. 

Wir wurden zwar getrennt, doch nur auf kurtze Zeit, 
Nun bleiben wir vereint auf alle Ewigkeit. 

Die Leiber ruhen hier beysammen in der Erden, 

Die Seelen sind bei Gott biss sie vereinigt werden. 

(St. Nikolai, südlich vom Turin). 


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19 


des Weges, de7i> 
V*\ \ ct kommen werde. 

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(Ein Schiff mit vollen Segeln.) 


Hier ruhet in Gott seel. 

Riekmer Flor, Weyland 

18 Jähriger Schiffer aus Wryxum, wel- 
cher 1709 den 7. Novbr. in Oldsum gebohren. 

Er hat sich 1733 d. 25. Novbr. in den Ehestand bege- 
ben mit Theer Hinrichs aus Wrixum derer Grab 
Mahl auf der andern Seite zu finden, mit welcher er 
10*/ 4 Jahr gelebet. Nach derer tödtlicher Hintritt 1744 
trat er 1745 d. 25. Novbr. zur 2ten Ehe mit Kerrin 
Tückis gleichfalls aus Wrixum, mit welcher er 12 Jahr 
w. (] Wochen gelebet, auch mit ihr 2 Söhne und 
4 Töchter gezeuget. Nach deren Ableben schritte er 
nach 1 1/ 2 Jährigen Wittwenstande 1759 d. 23. May 
zur letzten Ehe mit Ehlen Knutten aus Boldixum und 
lebte mit ihr 19 1 /, Jahr, er hat verschiedene Jahre 
die Stelle eines Mitgliedes des Oster-Landföhrder Habt 
vertreten und 1778 d. 4. August Seines Alters 08 1 / 4 
Jahr diese Welt verlassen. — Wie auch dessen 2te 
Ehefrau Kerrin Flor, so gebohren 1726 d. 4. August 
und 1757 d. 16. Octbr. diese Welt wiederum ver- 
lassen. Ihr Alter hatte sie gebracht auf 31 Jahr 10 
Wochen. — Gleichfalls dessen Unterlassene Wittwe 
Ehlen Flor, die 1708 d. 11. Novbr. in Boldixum ge- 
bohren, in ersterer Ehe getreten mit Knudt J. Sonnen 
1733 d. 18. Novbr., welcher gestorben 1755 d. 24. 
Mürtz, nach dem Tode oben erwähnten 2ten Ehegat- 
ten ist sie ins 21te Jahr Witwe gewesen und starb 
1799 d. 16. März, alt 90 Jahr. 

(St. Nikolai, seit 18% entfernt). 


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20 



Ich schifte auf dem Meer Nach Grönland hin und her, 
Die Fahrt ist abgethan, Nun bin in Canaan, 

Wo Wellen, Eis und Wind Nicht mehr zu fürchten sind. 


Hier Ruhen bis das vergessliche wird 
anziehen das unverwessliche die entseelten 
Leiber des Commandeurs Hay Jürgens 
aus Boldixum, der Ao. 1708 den 10. August 
in Wrixum Geboren und Ao. 1771 den 7. Febr. 
Selig im Herrn entschlaffen, da er seine Wallfahrt 
gebracht auf 62 Jahr 21 W. 4 T. 

Wie auch dessen zur seiten liegende Ehe-Fr. 

J. Kerrin Hayen, die Ao. 1713 den 27. Febr. 
Gebohren und den 21. Octr. 1766 gleichfalls in die 
seelige Ewigkeit eingegangen, da sie die Tage ihrer 
Wanderschaft gebracht auf 53 Jahr 8 Monat weniger 

0 Tage. 

Sie sind Ao. 1738 den 22. Jan. in den Ehestand 
getreten worinnen sie mit einander gelebet 28 Jahr 
und darinnen gezenget 6 Kinder, als 5 Söhne und 

1 Tochter, welche ihnen in die Ewigkeit voraugegangen. 

J. S. G. G. S. 

Sterblicher Wanderer, 

Mess in Gedanken offt Des Himmels Herrlichkeit, 
Dann sichest du wie kurtz Das Leiden dieser zeit. 

(St. Nikolai, beim Mannordenkmal). 


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21 



Schifft also auf dem Meer der Welt, 
dass nicht des Himmels Hafen fehlt. 


Allhier erwarten die 
Zukunft Christi die Geheine des Seel. 

ConimaiHl: Duycke Petersen 

von der Wyck, welcher 1700 den 3. Märtz daselbst 
Gehohren. Er ist 1735 den 29. Dec. zur andern 
Ehe geschritten mit der naehlebenden 

Christina Duyckens 

mit welcher er gezeuget 4 Söhne und l Tochter. 
Nachdem er 18 Jahr als Schiffs Commandeur 
gefahren, so ist er 1749 den 27. May nach Gottes 
Willen in Grönland im Wasser ahgefodert 
und des Lehens Zeit gebracht auf 49 Jahr 12 Wochen. 


Der Anfang unsers Lebens 
Beruht auf Unverstand. 

Der Fortgang ist vergebens 
Und unnütz angewandt. 

Das Mittel heget Quälen, 

Das Ende Müh und Noht. 

Die Rechnung kan nicht fehlen, 

Das Facit ist der Tod. 

(St. Nikolai, Nord westecke.) 


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* — r krönte t*ott mit »- 


(Eine Frau in friesischer Tracht 
mit zwei Kindern, eins auf dem Arm 
und eins an der Hand.) 


Anno 1807 den 19. July! 

Wieder aufzublühn ist hier gesäet worden!!! Die 
der Tod, ohne sie mit seinen Schrecknissen zu berühren, 
aus diesen Gegenden abgerufen hat, ist die liebevolle 
treue Gattin Anna Margretha Peters, des 
Peter Friedrichsens 20 Jährige Ehe Frau 
aus Nieblum, die in dieser Ehe Mutter von 4 
Söhnen und 2 Töchtern geworden, da von nur ein 
nachlebender Sohn und eine Tochter mit dein Vater 
leider, ach leider, viel zu früh und plötzlich nach ihrem 
53 Jährigen Aufenthalt in diesem Leben sie haben 
verliehren müssen, und dieses Monument 
ihr gesetzt haben. 

(St. Johannis, heim Osteingang.) 


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2 


\c * 


(Eine Hand, die eine Wage hält.) 


Ach Brüder volget mihr. 


Grab Denck 
und Ehren 
Mahl des seidigen 
Peter Johannsen 
Kauff- und Handels -mannes 
in Nieblum, 

Welcher Ao. 1704 den 4. October 
Auff dieser Welt geboren und 
Ao. 1739 d. 5. May in den heil. 
Ehestand- getreten mit J. Ellen 
Jürgens an jetzo aber noch 
lebenden schmcrtzlick betrübten 
Wittwe ! Ellen Peters, 

Mit welcher er nur 3 Kinder gezeu 
get Als 2 Söhne und 1 Tochter. 

Ao. 1755 d. 2. November hat er 
das Zeitliche mit den ewigen 
vor wechselt 

und sein ganzes alter gebracht 
auf 51 Jahr und 4 Wochen. 

G. S. A. Diese S. G. A. J. 

Tage. 

(St. Johannis, südlich vom Osteingang.) 





24 


Me “ Auf 

' 


■svagct viel, Das liol Jf , 


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SS® 


(Ein Schiff mit vollen Segeln.) 






Der Christ wagts recht, wauti er das Hertz, das beste Ciut, 
Aufopfert dem, der es erkauft mit seinem Blut. 


Allhier ruhen die Gebeine 

Dirck Cramers 

des weyland wohlaehtbaren 
Westindischen Capitain’s aus Nieblum, 
gebohren den 26. August 1725 in Boldixum 
der in seinem Leben mit Gott viel gewagt, 
aber auch 

unter seiner Leitung viel Glück gehabt; 
er waget es, 

vom 17. Jahr an sein Leben der wilden See anzuvertrauen, 
unter vielen Proben der göttlichen Hülfe 
von 1755 — 1762 ein Schif nach 8 Theilen der Welt 
zu führen 
und es ward 

eine jede Fahrt in VI Jahren mit Segen gecrönet, 
er wägete es 

auf Göttlichem Wink sich abwesend zu verbinden 
mit der tugendsahmen Eycke Jensen aus Nieblum, 
ob er sie gleich nie gesehen 
und siehe es gelang ihm, 

denn er führte vom 1. Nov. 1762 fast 7 Jahr in ruhe die 
zärtlichste Ehe, 

er wägete es endlich hoffnungsvoll 
6. Aug. 1709 über das schwartze Meer des Todes zu 

schiffen 

Und siehe er kam glücklich hinüber und anckertc 
nach einer 44 Jährigen Lebensfahrt in den sicheren Hafen 
der seeligen Ewigkeit. 

(St. Johannis, westlich vom Turm.) 


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(Eine weibliche Person mit den 
Symbolen des Glaubens.) 


Ich trau auf Gott, durch Christi Blut 
Macht ers mit meinem Ende gut. 


Hier ruhet der irdische 
Überrest der seel. Eycke eintzige 
Tochter von Jens Wogens 
und Inge Jensen aus Niobium, gebohren 
den Sept. 1739. In ihrem Leben verspürte sk 

die göttliche Vorsicht zu ihrem Heil beschäftiget 
auf verschiedenen Wegen. Sie wurde zweymal 
verheirahtet. Ihr erster Ehemann Dirck Cramer 
ruhet an ihrer Seite, mit welchen sie den l^j.' Nov 
1762 in den Ehestand getreten und darin 7 
glückliche und vergnügte Jahre zugebracht. 
Nach dessen Absterben verehlichte sie sich mit 
Harre Petersen. Nachdem sie das Unbestän- 
dige und kummervolle dieses Lebens erfahren 
und dadurch an ihrem Glauben geläutert worden, 
ist sie in den Armen ihres Erlösers entschlafen 
den 18. April 1775, 

Ihres Alters 36 Jahre, 4 Monate und 3 Tage. 

(St. Johannis, westlich vom Turm.) 




20 



nig vor euch über 
kam, da fand ich, den mei 
ne Seele Hebet. Ich hatte 
ihn und will ihn nicht 
lassen. Cant Cant 
3 v. 4. 


(Christus überreicht der Verstorbenen die 
Siegeskrone.) 


Allhier ruhen die gebeine der sei. Frau 
Sissel Siemens aus Nieblum, welche 
Ao. 1743 den 23sten Octbr. in Alckersum 
gebohren. Ihr Vater ist gewesen Drefs 
Andressen und die Mutter Junger Ehlen 
Drefsen. Ao. I7fif> den 22sten Novbr. ist sie in 
den heil. Ehestand getreten mit dem damaligen 
Commandeur Siemen Tückis aus 
Wrixum, mit welchen sie bis in das 17te 
Jahr in einer vergnügten und zärtlichen Elte 
gelebet und in währender Zeit mit selbigem ß todt 
gehöhnte Kinder und einen lebendigen Sohn 
gezeuget. Sie hat sich bey der Nachwelt ihrer Tugenden 
und ihres Wandels wegen einen währenden Ruhm 
erworben und ist Ao. 1782 den lOten Juni in die ewige 
Ruhe eingegangen, brachte also die Zeit ihrer 
Pilgerfahrt auf 38 Jahre. 

(St. Johannis, nördlich von der Kirche.) 


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Dem Andenken 
der Liebe u. Pflicht sei dis Denkmahl 
gewidmet. 

Eine redliche Mutter und getreue Gatte unsers geliebten 
Vaters des zu Brockdorf 1 7 7 8 auf der Elbe begrabenen 
in seinem 60. Jahre gest. Jung O. Olufs. Dieser 
Rechtschaffene hatte das Glück mit seiner Ehegattin 
Maria J. Olufs 2 Söhne und (» Töchter zu zeugen, 
wovon 3 Töchter vor dem Vater und 1 Sohn und 
5 Töchter vor der Mutter in die Ewigkeit übergegangen 
sind. 

Die hienehen ruhende Mutter hatte das seltne Glück, 
nicht allein 84 Jahre alt u. in einem 25 jährigen 
Wittwenstand Nahrungs u. sorgen frey, sondern auch 
die Liebe und Ehre ihrer Kinder auf eine ausgezeichnete 
Art zu erleben. 

Ihre letzte Lebens Jahre wurden vorzüglich von 
ihrem jüngsten Sohne und Schwiger Tochter erleichtert 
und bezeichnet dies der gehaltene Parentations Text 
3 B. Mos. 19. 32 

Vor einem grauen Haupte solst du aufstehen und 
die Alten ehren. 

Sie starb d. 5. July 1805. 

(St. Laurentii, Nordwestecke.) 




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28 


Matthias Petersen, 

nat. Oltsuni d. 24. Dec. 1G32, 
denai d. IG. Sept. 170G. Rei 
nauticae in Grönland jam 
perittissinms ubi 
incredibili sueeessu 

373 balenas 

cepit ut inde oranium 
suffragio nomen 

felicis 


adeptus sit et coniux 
Inge Mattliiessen, 
nat. d. 7. Oct. 1641. 
denat. d. 5. April 1727. 



Securus niorte qui 
seit se niorte renasci 
mors ea non dici sed 
nova vita potest. 

(St. Laurent», südlich von der Kirche.) 


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29 






^Tireundlich von 
Acr ist freundlich, der ^ 


"4. 


(Ein Schiff mit vollen Segeln.) 


An dem Fusse dieses Denkmals liegt das Irdische 
der beyden Eheleute, des Schiff scapit. Jacob Marcussen 
und seiner Frau Maria Marcussen aus Süderende. 
Ersterer ist den 20. Aug. 1758 in Süderende geboren, den 5. Sept. 
1789 in den Ehestand getreten mit der 1704 d. 15. Juli gebornen 
Jurians, Antonia Cornelia zu Amsterdam. Diese 
Verbindung wurde durch ihren am 5. Sept. 1790 erfolgten 
Tod wieder aufgelöset. 1803 d. 25. Oct. verehelichte er sich 
wieder in Haarlem mit der in dieser Gruft neben ihm 
liegenden Maria. Von 1707 — 1822 war sein 
Betrieb die Seefahrt. 37 Jahre hat er als Capitain und 
in dieser letztem Zeit abwechselnd auf West- und Ost- 
indien glücklich gefahren. Nachdem er 33 Jahr in 
Amsterdam sitzhaft und Bürger gewesen war ver- 
fügte er sich 1822 mit seiner geliebten Gattin nach 
seinem und ihrem Geburtsorte und daselbst den 
Best ihrer Tage und den Segen des Himmels, wo- 
mit er sie gekrönet in der Stille und im Sehoosse ihrer 
Verwandten zu gemessen. Er starb den 11. März 
1824, nachdem er ein Alter von 70 Jahr 29 Wochen 
erreicht hatte. 

Letztere Maria Marcussen geborene Ocken trat 
1767 d. 31. Oct. in Oldsum auf den Schauplatz dieses Le- 
bens. Im Jahr 1817 machte sie eine Heise mit ihrem Manne 
nach Westindien. Nachdem sie 6 Jahre 32 Wochen 
im Wittwenstande gelobet hatte, starb sie d. 22. Octbr. 1830 
in einem Alter von 62 Jahren und 50 Wochen. 

Alles Erdenglück ist eitel, 

Nur des Geistes Hoffnung nicht. 

(St. Laurentii, Nordostecke.) 


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•uapwuO 


Hier ruhen die Gebeine der sei. 

Elen Flor, 

geh. in Oldsum lOten Jan. Ao. 1650 
gest. den 14. Mai Ao. 1736. 

Sie hat gelebet mit ihrem Ehemanne 

Johann Flor, 

welcher geboren auf Amrum den 6. März 
Ao. 1641, gest. in Oldsum den 6. Aug. 
Ao. 1685 und in der St. Laur.-Kirche begra 
ben, 1 5 */* Jahr. Aus dieser Ehe sind geboren 
8 Söhne und eine Tochter. Zu deren Anden- 
ken setzen dieses Grabmal 2 naehle- 
bende dankbare Kinder. 

Martin Flor. 

Murret Harken. 

(St. Luurrntii, beim Nordei ngang.) 


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Bemerkungen. 

Zu Seite 18: Die Buchstaben I). S. B. 6. S. heissen: 

Deren Seelen bei Gott sind. 

Zu Seite 19: Als vor ca. 30 Jahren Herr G. We igelt 
sein Buch über die »nordfriesischen Inseln« schrieb, 
war das Sterbejahr der letzten Gattin nicht angegeben. Dies 
ist erst in der letzten Zeit geschehen. Herr Weigelt schreibt 
Seite 87: »Die letzte der drei Frauen ist übrigens in Betreff 
ihres Todestages sehr vorsichtig gewesen, denn sie hat nur 
das Jahrtausend, nicht aber das Jahrhundert ihres Todes 
einhauen lassen, obgleich sie zu Anfang eines Jahrhunderts 
geboren war.« Da sie erst 1799 den 1(1. Mär/, starb, so 
sehen wir, dass diese Vorsicht hier nicht überflüssig war. 

Zu »Seite 20 : Die Buchstaben J. 8. G. G. »S. bedeuten : 
»Ihrer Seele Gott gnädig sei.« 

Zu »Seite 23 : Die Buchstaben G. S. A. S. G. A. J. 

weiss ich nicht zu deuten. Wahrscheinlich bilden sie 
mit den Worten des Kopfes einen Reim. Wer deutet sie? 

Zu Seite 20: Siemen ist der holländische Namen für 

Simon. 

Im vorigen Jahrhundert hatten die Führer Seeleute 
fast sämmtlieh holländische Namen; Holland hielten 
sie nämlich für das wichtigste Land auf der ganzen 
Erde. 

Zu Seite 28: Die Inschrift heisst auf deutsch: 

Matthias Petersen, geh. in Oldsum den 24. Dec. 1 032, 
gest. den Di. Sept. 1700. Er war der Schiffahrt 
nach Grönland ehemals sehr kundig, wo er durch 


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unglaubliches Glück 373 Walfische gefangen hat, 
so dass er daher nach dem Urteil aller den Namen 
»der Glückliche« erlangte, und dessen Frau Inge 
Matthiessen, geh. d. 7. Okt. 1(541, gest. d. 5. April 1727. 

Ruhig im Tode ist der, welcher weiss, dass er 
aus dem Tode wieder erstehen wird ; Tod kann dies 
nicht genannt werden, sondern ein neues Leben. 




Druck von F. Timm, Gcttorf. 


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Ü305801 



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